Montag, 9. März 2015

Fremd und traurig

Hallo, Ihr da draußen, die ich nicht kenne und die mich auch nicht kennen, ich heiße Linda. Wer mir diesen Namen gegeben hat, das weiß ich nicht, aber er ist ja so gut wie jeder andere auch. Also, ich bin Linda und komme aus Spanien. Dort wurde ich vor über einem Jahr, als noch ganz junge Hündin am Tor eines Refugio angebunden. Wer meine Besitzer waren, wie ich bei ihnen gelebt habe, ob sie nett oder weniger nett zu mir waren, das alles weiß ich nicht mehr, aber die Leute im Refugio waren freundlich, ich bekam genug zu fressen und hatte viele andere Hunden zum Spielen.
Eines schönen Tages hieß es dann plötzlich: "Linda, du hast eine Pflegestelle gefunden, bald reist du nach Deutschland." Klar, ich habe kräftig mit dem Schwanz gewedelt, aber nur, weil es mir gefällt, wenn man mit mir spricht, verstanden habe ich die Worte natürlich nicht.
Dann der letzte Freitag! Du liebe Güte, war das eine Aufregung. Ein großes Auto kam, viele Hunde und Katzen wurden in Boxen verfrachtet und eingeladen. Ich auch! Nun habe ich bisher wohl noch nicht erwähnt, dass ich nicht gerade ein kleiner Hund bin, auch nicht mittelgroß oder so, nein, man könnte wohl sagen, ich bin ein ausgesprochen großer Hund von etwa 76cm Schulterhöhe und so Boxen sind nicht daher nicht so wirklich bequem für mich, aber ich habe es überstanden. Die Fahrt dauerte ewig, aber zwischendurch durften wir aussteigen, miteinander rennen und spielen, bekamen Wasser und so war das alles halb so schlimm. Es war dann aber schon ganz dunkel als ich endlich da ankam, wo ich abgeholt werden sollte, leider musste ich auch da schon wieder in ein Auto steigen, zum Glück nicht in eine Box. Ich durfte zu einer sehr freundlichen Frau auf die Rückbank klettern und dafür bedankte ich mich sofort mit dicken Küsschen. Dazu musste ich mich ein ganzes Stück runterbeugen, denn wie gesagt, ich bin ein großer Hund. Die Frau lachte und sagte: "Mensch, Linda, was bin ich froh, dass du so freundlich bist, küss mich, so lange du willst, so lange du mich nicht frißt."
Habe ich wörtlich genommen, das mit dem Küssen! Es dauerte auf diese Art dann nicht wirklich lange und wir hatten das Ziel meiner langen Reise erreicht. Ich wurde noch mal Gassi geführt, war aber viel zu aufgeregt, um irgendwelche Geschäfte zu erledigen. Außerdem kam noch ein Artgenosse, der mir auch nicht vertrauenserweckend aussah, also bin ich hinter meiner netten Frau her ins Haus gelaufen. Da waren noch mehr Menschen, auch Kinder und Katzen. Kein Problem, ich mag sie alle, die Kinder kicherten und lachten, wenn ich ihnen über die Gesichter leckte, nur die Katzen fauchten mich an. Mich! Die oberfreundliche Linda!
Okay, es war spät, ich hatte eine sehr lange Reise hinter mir, ich war sehr müde. Darum trank ich nur noch schnell eine Schüssel mit Wasser leer und legte mich dann auf einen sehr gemütlichen Platz und schlief auch umgehend ein.

Erst am nächsten Morgen wurde mir plötzlich klar, dass ich in einer völlig fremden Umgebung war. Ich kann Euch sagen, ich war zu Tode erschrocken und versteckte mich zitternd in einer Ecke. Die Menschen wirkten nicht bedrohlich, aber ich verstand sie nicht und wusste auch nicht, wie ich mich verhalten sollte. Raus wollte ich nicht mit ihnen, aber da meine Blase so drückte, entleerte ich mich auf dem erstbesten Teppich. Man muss ihnen zugute halten, dass keiner mit mir geschimpft hat, aber danach sollte ich doch raus. Als ich die offenstehende Tür sah, die Luft roch, erinnerte mich das an meine Heimat und ich stürmte so schnell los, dass die Zweibeiner kaum hinterher kamen. Draußen war es toll! Wie ich das gelernt hatte, wollte ich den Menschen meine Pfoten auf die Schulter legen, um sie zu küssen, aber komischerweise wollten die hier das nicht. Okay, dann eben nicht. Ich hatte so viel zu riechen und zu gucken, dass mir das eigentlich egal war. Leider war das Vergnügen viel zu kurz und schwupps, schon standen wir wieder vor dem Haus. Nee, nicht mit mir, da gehe ich nicht rein. Dachte ich jedenfalls, aber die packten mich einfach vorne und hinten und schwupps, war die Tür hinter mir zu. Gemeinheit! Immerhin bekam ich eine Riesenschüssel mit einem wirklich leckeren Fresschen serviert. Na ja, ich war hungrig, also habe ich es mir einverleibt, blieb aber vorsichtshalber im Vorflur liegen. Man weiß ja nie, was noch so kommt.
Ich Moment kann man also sagen: Ich bin eine recht große Mastin Espanol Hündin, ob so ganz rasserein, weiß ich nicht, aber innerlich bin ich ein Hasenfuß. Ja, ich gebe es zu: Ich habe furchtbare Angst und gerate schnell mal in Panik. Die andere Frau hier sagt, das sei überhaupt kein Wunder, es sei ja alles fremd für mich, aber das würde sich schon bald legen. Na ja und dann gibt es noch einen Mann, den finde ich eigentlich besonders nett....bei dem habe ich so das Gefühl, der könnte mich im Notfall vielleicht beschützen. Trotzdem, ich bleibe, wo ich bin und rühre mich nicht von der Stelle!
Ich halte Euch auf dem Laufenden, bis bald, Eure Linda

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